Olivenöl-Test von Warentest "Essen & Trinken",
April 2010

 
Nach 2006 und 1999 ist dieses Jahr nun der dritte große Olivenöl-Test der Stiftung Warentest erschienen. Wieder werden ausgiebig Olivenöle aus den Supermärkten untersucht.
1999 gab es Stiftung Warentest zufolge angeblich für unter 6 DM pro Liter ein gutes Olivenöl aus namhaften Supermartk-Regalen.

2006 fand Warentest Etikettenschwindel, geschönte Öle, hitzebehandelte Öle, überlagerte Öle, nicht verkehrsfähige Olivenöle und ein nameloses sehr gutes Olivenöl. Letzteres entsprach im Preis mit über 17 Euro meinem Maroulia Olivenöl und war somit auch realistischer im Preis-Leistungsverhältnis.

in den im Test-Heft 04/2010 geprüften Olivenölen hat sich im Großen und Ganzen nichts geändert. Die Namen sind andere, die Großhandelsketten sind andere. Mit Ausnahme der ganz großen Discounter-Namen, für die immer "Werbung" gemacht wird.

 

Was testet Stiftung Warentest?

Die Warentest-Olivenöle bilden in keinem Fall einen repräsentativen Querschnitt über alle Olivenöle. Um einen Warentest der Stiftung Warentest einordnen zu können, muß man folgendes wissen:

 

Stiftung Warentest testet nach eigenen Angaben "Massenware", also das untere Ende der höchsten Güteklasse "nativ extra". Für die Stiftung Warentest ist dieser Grundsatz sinnvoll, da von diesen Produkten das Angebot am breitesten ist und am meisten verkauft wird.

 

Stiftung Warentest prüft "Markenware". "Marke" ist dabei nicht im Sinne hoher Qualität gemeint.

Eine Marke zeichnet sich durch einen Wiedererkennungwert aus, also gleichbleibenden Geschmack und Geruch. Dieser über die Charge gleichbleibende Geschmack kann im Olivenöl-Business nur durch Verschneiden verschiedener Jahrgänge und Qualitäten erreicht werden. Dabei ist die absolute "Qualität" keine Wertgröße, jedoch die einzuhaltenen EU-Kriterien, die Kosten und der durchsetzungsfähige Verkaufspreis.

 

Da die EU-"Qualitäts-"Kriterien bei landwirtschaftlichen Produkten nicht allzu schwierig einzuhalten sind, müssen gute Basis-Olivenöle "heruntergemischt" werden.

 

Wortlaut Stiftung Warentest(!):

" Markenprodukte, wie sie der Verbraucher wünscht, weil sie von gleichbleibendem Geschmack und Geruch sind, können eben nur durch Verschneiden hergestellt werden."

 

Tja, liebe Olivenöl-Freunde, Stiftung Warentest weiß also, was Sie wünschen. Einheitsbrei.

 

Wann sind Olivenöl-Tests von Stiftung Warentest problematisch?

 

Es ist ja kein Geheimnis, dass Tests insbesondere der großen Test-Stiftungen wie Warentest oder Öko-Test eine immense Wirkung auf das Käuferverhalten haben. Nicht selten werden gute Testergebnisse - insbesondere von Stiftung Warentest als dem führenden Institut - als "Gelddruckmaschine" für das Einzelhandelsunternehmen bezeichnet.

 

Andererseits sind solche Institute wohl auch am zahlreichen Erscheinen ihrer Plakette auf möglichst vielen Produkt-Etiketten interessiert - auf Massenware, denn schließlich ist jede Testplakette Eigenwerbung fürs Institut. Ein erster Platz auf einem hervorragenden Produkt, das keine massenhafte Verbreitung hat, ist für den Markenwert des Prüfinstituts leider keine gute Werbung, also keine gute Idee.

Warentest und Konsorten haben also durchaus ihren eigenen Nutzen beim Test von Massenware.

 

Insoweit wird natürlich immer zweifelhafter, ob diese "Tests" tatsächlich neutral oder objektiv sind.

 

Problematisch wird ein solcher Test eben dann, wenn die entsprechenden Testvorgaben und Rahmenbedingungen unterschlagen oder im Kleingedruckten versteckt werden, aber in fetten Lettern ein zweiter Platz eines Billigheimers hervorgehoben wird.

 

Solcherlei Tests haben nur den relativen Aussagewert innerhalb der getesteten Auswahl.

Ob die als gut befundenen Olivenöle im Vergleich mit anderen Konkurrenten und anderen Kriterien immer noch für gut befunden würden, mag dahinstehen. Ich bezweifle es im Falle der Massenprodukte.

 

 

"" immer noch aktuell und lesenswert:
mein Briefwechsel mit Stiftung Warentest zum Test Olivenöl 1999

 

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Etikettenschwindel

 

Wenn Sie jetzt meinen, was solls, dann kaufe ich eben das beste unter den getesteten, dann sollten Sie weiterlesen, denn die Dinge liegen nicht so einfach.

Im Olivenöl-Test 2006 hat Warentest das Versagen vieler Olivenöle mit dem Begriff "Etikettenschwindel" beklagt.

In der Zwischenzeit hatte jedoch Warentest selbst mit Etikettenschwindel zu kämpfen, und zwar bezogen auf die eigenen Testurteile.

Aldi hatte wohl die erworbene Auszeichnung der Vorjahre auf die neuen Chargen Olivenöl geklebt, die nichts mehr mit dem getesteten Öl zu tun hatte. Das "gut" des Siegels schön fett gedruckt, sehr viel dünner die Jahreszahl des Tests.

Diese Praxis ist ja allgemein üblich, wurde aber jetzt gerichtlich untersagt, da es sich bei den beanstandeten Ölen nicht um Öle desselben Jahrgangs handele. Das Urteil ist allerdings nicht noch nicht rechtskräftig, also Obacht beim Kauf. (LG Duisburg AZ. 22 O 121/08)

 

Die Begründung mit den verschiedenen Jahrgängen wundert mich dann doch, werden bei den Discountern doch Olivenöle nicht nach Jahrgängen, sondern nach Chargen verkauft.

 

Und diese Chargen wechseln so schnell, dass die Öle in den Regalen oft schon bei Erscheinen des Testheftes nicht mehr in den Regalen der Supermärkte stehen. Diesem Umstand wird ab und an sogar von Stiftung Warentest vor Drucklegung Rechnung getragen - in den Anmerkungen zum Tabellenteil, im Kleingedruckten also, wenn es sinngemäß heißt: dieser Artikel hat sich inzwischen geändert. Wohlgemerkt nicht das Etikett mit dem Testsiegel, aber der Inhalt.

 

 

Welchen Sinn macht ein Warentest?

 

Keinen großen. Wenn Sie den Testsieger jetzt noch kaufen wollen, weden Sie ihn wahrscheinlich nicht mehr bekommen. Was Sie aber gewiß bekommen, ist Massenware. Olivenöle, die eher mit der Handelskette als mit ihrem eigentlichen Ursprung, dem Olivenbaum zu tun haben.